
Avaloq Core Banking TCO: Vergleich der Plattform-Optionen
Welche Plattform trägt Avaloq über drei Jahre am günstigsten? Die vorliegende Studie vergleicht fünf realistische Optionen – zwei IBM Power-Varianten, Oracle Exadata, HPE Superdome X sowie HPE DL580 – auf Basis einer konkreten Referenzumgebung einer Schweizer Bank. Das Ergebnis ist klar: Die HPE Superdome X Variante liegt bei den Gesamtkosten deutlich vorn.
Worum es geht
Hewlett Packard Enterprise Schweiz hat die Untersuchung beauftragt; durchgeführt wurde sie von In&Out. Laut Dokument hatte HPE keinen Einfluss auf Erstellung und Resultate. Ziel ist eine belastbare Entscheidungsgrundlage für Architekturentscheide im Core-Banking-Umfeld mit Avaloq.
Referenzplattform als Basis
Verglichen wird gegen eine produktiv genutzte Avaloq-Plattform auf IBM Power (POWER7+). Insgesamt laufen 36 AIX LPARs an zwei RZ-Standorten (DWDM-Verbindung), mit PowerHA für PROD/PrePROD und PowerVM für die Virtualisierung. Als Zielgrösse werden 6’000 SPECint_rate2006 festgelegt; die grössten vier virtuellen Server benötigen je rund 1’900 SPECint_rate2006. Im Betrieb stehen maximal 384 vCPUs auf 128 physischen Cores zur Verfügung (CPU-Überprovisionierung Faktor 3), die durchschnittliche Auslastung liegt bei ca. 50 %. Der RAM-Bedarf beträgt knapp 3 TB. Der Storage-Bedarf liegt bei rund 100 TB (zwei Midrange-Block-Storage-Systeme mit mindestens 5 % Flash), Daten werden standortübergreifend gespiegelt.
Die geprüften Varianten
V1 – IBM Power E880 (Highend): Zwei Systeme mit POWER8, Virtualisierung via PowerVM, HA mit PowerHA, Midrange-Storage. Oracle Core-Faktor 1.0, Bedarf 96 Oracle EE Lizenzen.
V2 – IBM Power E870 (Midrange): Ebenfalls POWER8, analoger Aufbau zu V1. Oracle EE Lizenzbedarf 104.
V3 – Oracle Exadata X5-2 (Quarter Rack, High Capacity): Engineered System, OS-Virtualisierung für Avaloq typischerweise nicht genutzt; Priorisierung via Resource Manager und Instance Caging. Zusätzlicher Tier-3-Speicher über Oracle ZFS. Oracle Core-Faktor 0.5, Bedarf 72 Oracle EE Lizenzen.
V4 – HPE Superdome X (Scale-Up, BL920, 3PAR): Homogene x86-Plattform, RHEL und Container, HA mit Serviceguard for Linux, Midrange-Storage (HPE 3PAR). Oracle Core-Faktor 0.5, Bedarf 64 Oracle EE Lizenzen.
V5 – HPE DL580 (Scale-Out, 3PAR): Acht DL580 Gen9; vier der grössten Avaloq-Umgebungen benötigen je ein dediziertes System (keine Virtualisierung). Die restlichen Umgebungen werden konsolidiert und via Instance Caging priorisiert. Oracle EE Lizenzbedarf 120.
Wie gerechnet wurde
Der TCO wird über 3 Jahre betrachtet und umfasst Hardware, Softwarelizenzen (inkl. Oracle DBMS) und Wartung, Strom, RZ-Kosten (Rack) sowie Administration (FTE-Annahmen je nach Variante). Ziel war eine faire Vergleichbarkeit entlang der Referenzvorgaben (Leistung, Sizing, Storage-Kapazitäten und Funktionsumfang).
Ergebnis über 3 Jahre
Die HPE Superdome X Variante (V4) weist den tiefsten 3-Jahres-TCO aus – im Vergleich zu den übrigen Optionen um gut 30 % günstiger. IBM POWER8 bleibt leistungsfähig und im Avaloq-Umfeld verbreitet, liegt kostenmässig aber deutlich über der Superdome-X-Variante. Die Oracle Exadata X5-2 punktet als integriertes Engineered System, kommt im TCO dennoch höher zu liegen als V4. Die DL580-Variante profitiert von Standard-x86, muss aber für die grössten Workloads dedizierte Server vorsehen, was den TCO treibt.
Architektur-Notizen aus dem Vergleich
Die x86-Varianten (V4/V5) steuern CPU/Memory-Ressourcen für die vielen Avaloq-Instanzen über Resource Manager und Instance Caging und erreichen – je nach Setup – bis zu CPU-Überprovisionierung Faktor 3. Exadata verzichtet auf OS-Virtualisierung und nutzt denselben Oracle-Mechanismus für Priorisierung. In allen Varianten kommen zwei Standorte mit Spiegelung zum Einsatz; Midrange-Storage ist – mit Ausnahme der integrierten Exadata-Storage-Komponenten – vergleichbar dimensioniert.
Was Banken daraus mitnehmen sollten
TCO ist nicht alles – die Studie empfiehlt, den Plattformentscheid strategisch zu fällen und eine eigene Evaluation inkl. TCO durchzuführen. Besonders zu berücksichtigen sind vorhandene Oracle-Lizenzen, Betriebsprozesse, Skills im Team und der gewünschte Virtualisierungs-/Automationsgrad. Wo Avaloq-Leistung konsolidiert und priorisiert werden kann, lassen sich sowohl Kosten als auch Komplexität reduzieren.
Fazit
Für die betrachtete Referenzumgebung liefert HPE Superdome X den niedrigsten TCO über drei Jahre. IBM Power und Oracle Exadata bleiben starke Alternativen mit jeweils eigenen Stärken, liegen gesamtwirtschaftlich aber höher. Wer Avaloq plant oder modernisiert, sollte die eigenen Lastprofile, Lizenzsituation und Betriebsziele gegen die hier aufgezeigten Profile legen – und den Entscheid bewusst treffen.