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Einführung von PostGreSQL in einer Oracle Company

Warum zahlen wir eigentlich noch 50’000 Franken pro Datenbank-Core?

Diese Frage stellte sich mein Kunde vor rund drei Jahren. Er arbeitete mit einer IT-Infrastruktur, die vollständig auf Oracle ausgerichtet war. Heute ist Oracle intern nur noch «Legacy», während rund 60 PostgreSQL-Datenbanken produktiv im Einsatz sind – hochverfügbar, sicher und vollständig automatisiert. Der Weg dorthin war kein Selbstläufer, aber strategisch absolut sinnvoll. In diesem Beitrag zeige ich, wie wir gemeinsam PostgreSQL eingeführt, professionalisiert und als neuen Standard etabliert haben.

2021 – Der Anfang: Ein erster Proof of Concept

Alles begann mit einer einfachen Idee: Eine Erweiterung zur Oracle-basierten Kernapplikation sollte erstmals auf PostgreSQL laufen. Für diesen Proof of Concept stand nicht die Infrastruktur, sondern die Applikation im Fokus. Ein Entwickler installierte die gewünschte PostgreSQL-Version direkt aus dem offiziellen Repository, jedoch ohne Rücksicht auf Aspekte wie Security, Backup oder Integration ins Monitoring. Die Datenbank war offen zugänglich, unverschlüsselt und nicht in die bestehenden Systeme eingebunden, was aus heutiger Sicht kaum vorstellbar ist.

2022 – Der Wendepunkt: PostgreSQL wird strategisch

Mitte 2022 fiel die Entscheidung: PostgreSQL wird zur strategischen Plattform, Oracle zur Übergangslösung. Der Kunde beauftragte uns mit dem Aufbau einer produktionsreifen Infrastruktur. Unsere Leitlinie: Die Professionalität und Robustheit, die wir aus Oracle-Projekten kannten, auch auf PostgreSQL übertragen. Wir entwickelten ein umfassendes Detailkonzept auf Basis unseres Oracle-Frameworks. Zentrale Punkte waren:

  • Security-Hardening nach CIS-Benchmark
  • Auditing mit pgaudit
  • Standardisierte Provisionierung
  • Automatisiertes Deployment der Datenbanken
  • Integration von Backup und Monitoring mit CheckMK
  • Zentrales Management mit pgAdmin4

Von Beginn an war klar, dass eine manuelle Konfiguration keine Option ist. Jede Instanz muss automatisiert, reproduzierbar und auditierbar sein.

2023 – Performance, Patching und Erweiterungen

2023 folgten wichtige nächste Schritte:

  • Performance-Analysen mit pg_stat_statements und pg_profile: Diese Tools ermöglichen ein AWR-ähnliches Reporting, das Oracle-DBAs vertraut ist.
  • Snapshot-basiertes Monitoring im Stundentakt mit 28 Tagen Retention.
  • Automatisiertes Patching, um Sicherheitslücken schnell und konsistent zu schliessen.

So konnten wir die PostgreSQL-Umgebung deutlich näher an das gewohnte Niveau aus der Oracle-Welt bringen, bei gleichzeitiger Offenheit, Flexibilität und geringeren Betriebskosten.

2024 – Backup-Duplizierung und zentrales Log-Reporting

Anfang 2024 kam ein neues Anliegen auf: Die Produktionsdatenbank soll täglich auf einen zweiten Server dupliziert werden, als sichere Testumgebung für Problemanalysen. Mit Hilfe unseres Backup-Tools und zusätzlicher Scripting-Komponenten wurde diese Anforderung zuverlässig umgesetzt.

Zusätzlich führten wir pgBadger, ein leistungsfähiges Tool zur Log-Auswertung, ein. Die Reports werden täglich dezentral erzeugt und zentral gesammelt – so behalten die DBAs jederzeit den Überblick über Anomalien, Query-Verhalten und Lastspitzen.

Status 2025 – Standardisiert, stabil, skalierbar

Heute betreibt der Kunde rund 60 PostgreSQL-Datenbankserver, alle:

  • vollautomatisiert provisioniert
  • mit integriertem Security-, Backup- und Monitoring-Konzept
  • mit automatisch aktivierten Erweiterungen

Der Unterschied zur Ausgangslage 2021 ist frappant. PostgreSQL ist heute nicht nur akzeptiert, sondern wird von Entwicklern, Betriebsverantwortlichen und Management gleichermassen geschätzt.

Ausblick: Major-Updates stehen bevor

Die nächste Herausforderung ist bereits in Planung: Die PostgreSQL-Version 14 wird nur noch bis November 2026 unterstützt. Wir evaluieren aktuell die Strategie für ein möglichst reibungsloses Major-Upgrade auf Version 17 oder 18. Details dazu folgen im nächsten Beitrag.

Fazit

PostgreSQL kann Oracle nicht nur ergänzen, sondern langfristig ersetzen, wenn man es richtig angeht. Mein wichtigstes Learning aus diesem Projekt: Der Erfolg steht und fällt mit Automatisierung, Security-Standards und konsequenter Integration. Wer diese Faktoren berücksichtigt, kann nicht nur Lizenzkosten sparen, sondern auch eine hochgradig stabile und flexible Datenbanklandschaft etablieren, ganz ohne Vendor Lock-in.

Bernd Patolla, Senior Consultant

Seit den 90er Jahren befasse ich mich intensiv mit Oracle-Datenbanken – damals noch mit Oracle 7. Schon früh lag mein Fokus auf der Integration mittels OEBU in zentrale Backup- und Monitoring-Systeme. Bis heute begeistert mich die Welt der Oracle-Datenbanken, insbesondere die Einbindung in Kundenlandschaften mit Backup-, Monitoring- und Automatisierungstools sowie das Performance-Management.

Um 2020 begann ich, mich auch mit PostgreSQL zu beschäftigen. Hier stehen für mich dieselben Kernthemen im Mittelpunkt: Backup und Wiederherstellung von Datenbanken, Performance-Tuning, Automatisierung und die nahtlose Integration in zentrale Monitoring-Systeme.

Bernd Patolla per E-Mail kontaktieren
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