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Oracle-Lizenzierung auf VMware: Risiken verstehen, Kosten kontrollieren

Oracle lizenziert in der Regel pro CPU-Core. Bei Listenpreisen von rund CHF 50’000 pro Core (z. B. Oracle Database Enterprise Edition) können Fehlannahmen zur Virtualisierung sehr teuer werden. Der Knackpunkt: Aus Sicht von Oracle gilt VMware als Soft Partitioning und wird nicht als zulässige harte Partitionierung anerkannt. Konsequenz: Nicht die einzelne VM ist lizenzpflichtig, sondern die gesamte physische Hardware, auf der sie laufen kann.

Warum VMware heikel ist

Laufen Oracle-VMs in einem VMware-Cluster, verlangt Oracle Lizenzen für alle physischen Server im Cluster. Mit vSphere 5.1 kam die Möglichkeit, VMs clusterübergreifend unter einem vCenter zu verschieben – aus Oracle-Sicht erweitert das den Lizenzbedarf auf alle VMware-Cluster dieses vCenters. Seit vSphere 6.0 ist sogar eine Verschiebung zwischen verschiedenen vCentern möglich; damit kann Oracle im Extremfall alle Server mit installiertem VMware im Unternehmen als lizenzpflichtig betrachten.

Oracle akzeptiert als Hard Partitioning offiziell nur die eigene Oracle Virtualization (OVM). Deshalb betreiben manche Kunden Oracle-Workloads auf OVM oder sogar Bare Metal – oft entgegen der eigentlichen Virtualisierungsstrategie.

Weg aus der Kostenfalle: Dedizierte Cluster mit Vereinbarung

Praktikabler Ansatz: Mit Oracle eine Vereinbarung treffen, die eine Lizenzierung einzelner VMware-Cluster erlaubt. Voraussetzung ist, dass alle physischen Server im jeweiligen Cluster vollumfänglich lizenziert werden und dort ausschliesslich die vorgesehenen Oracle-Workloads betrieben werden.

Um die Lizenzkosten tief zu halten, sollten die Cluster auf leistungsstarken Cores mit tiefer Core-Anzahl basieren – also wenige, schnelle Cores statt vieler Cores.

Technische Absicherung: Keine VM-Migration zwischen Clustern

Oracle verlangt nachvollziehbare Massnahmen, die eine VM-Verschiebung zwischen Clustern verhindern. Bewährte Mittel sind:

Storage-Zoning / getrennte LUNs: Oracle-Cluster strikt von anderen Clustern trennen.
Netzwerksegmentierung: Trennung des VMware-Netzwerks (z. B. via VLANs) zwischen Clustern.
Getrennter Storage: Wo sinnvoll, physisch getrennte Speicherpools.

Hinweis: Die Verwaltung mehrerer Cluster im selben vCenter ist in der Regel kein Problem – entscheidend ist die technische Unmöglichkeit, Oracle-VMs mit Bordmitteln in andere Cluster zu verschieben.

Declaration of Non-Migration: Das Dokument, das Oracle sehen will

Der geplante Aufbau wird in einer Declaration of Non-Migration beschrieben (auf Englisch, da die Prüfung durch Oracle in den USA erfolgt). Inhalt:

Lizenzbestand: Eingesetzte Oracle-Produkte und -Lizenzen.
Technischer Setup: Servermodelle, Anzahl Cores, Clusterzuschnitt, Konfiguration.
Schutzmassnahmen: Konkrete Vorkehrungen gegen Cross-Cluster-Migration (Storage/Netzwerk).
Nachweisbarkeit: Mögliche Audits, Screenshots, Monitoring-Nachweise.

Bei Genehmigung räumt Oracle spezifische Lizenzbedingungen für den Betrieb auf genau diesen Clustern ein. In der Praxis werden solche Bedingungen häufig im Rahmen einer Neubeschaffung verhandelt; sie gelten dann auch für bestehende Lizenzen. Mit einer Durchlaufzeit von rund drei Monaten ist realistisch zu rechnen – eine Garantie auf Genehmigung gibt es nicht, bei professioneller Ausarbeitung sind die Chancen jedoch gut.

Quick-Check: So gehst du vor

1) Ist-Situation klären: Oracle-Lizenzen, VMware-Topologie, vCenter-Struktur.
2) Zielbild definieren: Dedizierte Oracle-Cluster mit minimal notwendiger Core-Anzahl.
3) Technisch absichern: Storage/Netzwerk so trennen, dass Migrationen ausgeschlossen sind.
4) Dokumentieren & verhandeln: Declaration of Non-Migration erstellen, über den Oracle Account Manager einreichen und verhandeln.

Dein Nutzen

Du setzt deine strategische VMware-Plattform auch für Oracle ein, lizenzierst nur die dedizierten Cluster statt das gesamte VMware-Universum und vermeidest den Aufbau separater OVM- oder Bare-Metal-Inseln. Gleichzeitig bleiben HA/DR-Mechanismen und Betriebsprozesse konsistent.

Quellen