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Oracle Performance Benchmark: HPE Intel RHEL vs. IBM Power8 AIX – was die Messungen zeigen

Diese Studie vergleicht aktuelle x86-Server (HPE DL380/DL580 mit Red Hat Enterprise Linux) – jeweils Bare Metal sowie virtualisiert mit VMware ESXi und Red Hat Virtualization – mit IBM Power8 (AIX). Gemessen wurde mit der In&Out OraBench-Suite, jeweils mit 8 physischen Cores pro System. Das Ergebnis vorweg: x86/RHEL liefert in den meisten Disziplinen die höhere Performance, besonders in PL/SQL. Bei sehr hohem I/O-Durchsatz sind Vergleiche nur eingeschränkt zulässig, weil die x86-Systeme im Test eine deutlich stärkere Storage-Anbindung hatten. Lizenzseitig spricht der Oracle Core-Faktor 0.5 auf x86 (vs. 1.0 auf Power) für x86.

Worum es geht

Viele Banken und Versicherer betreiben zentrale Oracle-Workloads historisch auf IBM Power/AIX, während Applikations- und Webserver oft auf x86/Linux laufen. Die Frage ist: Welche Plattform trägt künftige Oracle-Datenbanken und Kernapplikationen in Summe am besten? Reine CPU-Benchmarks (z. B. SPECint) greifen zu kurz. OraBench misst praxisnah Gesamtleistung: PL/SQL, Write/Scan-I/O, Loads, Aggregation, Select/Update – mit ansteigender Parallelität.

Testaufbau in Kürze

Verglichen wurden IBM Power E870 (Power8, AIX 7.1), HPE DL580 Gen9 (Intel Xeon E7-8893 v4, RHEL 7.2) und HPE DL380 Gen9 (Intel Xeon E5-2637 v4, RHEL 7.2). Die x86-Server wurden Bare Metal sowie mit VMware ESXi und RHV vermessen. Oracle Version: 12.1.0.2. Storage: HPE 3PAR 8450 All-Flash (8×16 Gbit FC) auf x86 vs. HDS G1000 mit SSD-Tier (4×8 Gbit FC) auf Power. Benchmarkprofil: OraBench Grösse L (DB ≈ 512 GB), 50 Teiltests (T100–T800). Multithreading: SMT-4 auf Power (32 Threads bei 8 Cores), Hyper-Threading auf x86 (16 Threads bei 8 Cores).

Management-Fazit

CPU/PLSQL: x86 ist pro Core deutlich schneller; DL380 liegt oft vorn. Virtualisierung: Overhead gering bis mässig; VMware beeinflusst die Ergebnisse meist weniger als RHV. Massiver I/O: x86 schreibt/liest in Oracle bis ca. 4–5 GB/s (Write) und knapp 6 GB/s (Scan) – auch virtualisiert; direkte Vergleiche sind hier wegen der unterschiedlichen FC-Bandbreite nur bedingt fair. Lizenzen: Auf x86 zählt pro Intel-Core Faktor 0.5, auf Power 1.0. Stärken Power: Sehr robuste Virtualisierung (PowerVM) und hohe Stabilität auch bei vielen VMs und bis ~80 % CPU-Last. Hardwarekosten: Intel-Systeme sind hardwareseitig deutlich günstiger.

PL/SQL: Rechenleistung gibt den Ton an

Die T100-Tests (arithmetische Mix-Operationen, Strings) sind CPU-dominiert. x86 erzielt höhere Single-Thread-Werte (teilweise +40–100 %) und auch im Durchsatz ein Plus. Die Wirkung von Virtualisierung ist hier gering; DL380 profitiert von höherem Takt. Power skaliert dank SMT bis 32 Threads weiter, erreicht in Summe aber meist nicht das x86-Niveau pro Core.

Write/Scan-I/O: Sehr hohe Raten – mit Vorsicht zu vergleichen

Bei sequentiellem Write (T211) erreichen die x86-Systeme nahezu 5 GB/s, Power rund ~1 GB/s. Beim sequentiellen Scan (T426) liest x86 knapp 6 GB/s, Power ca. ~1.6 GB/s. Wichtig: Die x86-Plattform hatte die vierfache nominale FC-Bandbreite (8×16 Gbit vs. 4×8 Gbit). Aussagekräftig ist hier vor allem: x86 kann die genannten Raten auch virtualisiert stabil liefern.

Data Loads: Konventionell vs. Bulk

Konventionelle Loads mit sehr häufigen Commits (z. B. alle 2 Zeilen) sind durch interne DB-Mechanismen limitiert – alle Plattformen liegen eng beieinander. Werden die Commits seltener (z. B. alle 10 Zeilen), ist x86 Bare Metal klar vorne; Virtualisierung kostet Durchsatz. Bei Bulk-Loads skaliert x86 sehr gut, Power bleibt zurück – teilweise erklärbar über die schwächere Storage-Anbindung im Test. Einzelne Ausreisser (höhere log buffer space-Anteile) sind dokumentiert.

Random Selects: Cache vs. Storage

In den cached-Selects (kleine Tabellen im SGA) liefern alle Plattformen ähnliche Durchsätze; CPU-Leistung ist der limitierende Faktor. In non-cached-Tests (grosse Tabellen) fällt der Durchsatz erwartungsgemäss stark ab; gemessene Storage-Latenzen lagen um ~0.5 ms. Hier zeigt sich bei x86 ein klarer Virtualisierungseffekt: Bare-Metal ist deutlich schneller als RHV, VMware meist dazwischen; Power liegt im Mittelfeld.

Random Updates: Log-Pfad entscheidet

Bei cached-Updates ist x86 Bare Metal auf Augenhöhe mit Power; RHV bremst spürbar (u. a. längere log buffer space-Wartezeiten). In non-cached-Updates nähern sich alle Systeme an (I/O-Latenz dominiert); CPU-Last bleibt niedrig.

Einordnung für Architektur & Betrieb

Wenn Performance pro Core zählt (OLTP, PL/SQL-lastig): x86/RHEL ist naheliegend – schneller pro Core und lizenzseitig im Vorteil (Faktor 0.5). Wenn I/O der Engpass ist: All-Flash plus breite FC-Anbindung bringen auf x86 sehr hohe Raten; faire Plattformvergleiche erfordern identische Storage-Topologien. Wenn viele VMs/hohe Dauerlast gefordert sind: Power8/PowerVM punktet mit stabiler Virtualisierung und Planbarkeit auch bei hoher Auslastung. Virtualisierung wählen: VMware verursacht im Test tendenziell weniger Overhead als RHV – speziell bei sehr vielen kleinen I/Os.

Transparenzhinweis

Die Studie wurde co-finanziert von HPE, Intel und Red Hat. In&Out erklärt, dass Messungen und Inhalte unabhängig erstellt wurden; es bestehen keine finanziellen Beziehungen zu den genannten Firmen ausser der Projektmitfinanzierung.

Fazit

Für viele Oracle-Workloads spricht die Kombination aus höherer PL/SQL-Leistung pro Core, moderatem Virtualisierungs-Overhead und Lizenzvorteil klar für x86/RHEL. Power8 bleibt stark, wo maximale VM-Dichte und hohe Dauerlast mit bewährter Virtualisierung gefragt sind. Wer zwischen Plattformen vergleichen will, muss die Storage-Anbindung angleichen – sonst sind Write/Scan-Differenzen nicht fair zuzuordnen.

Quellen